Bei der Auswahl der Farben zur Gestaltung einer Webseite geht es nicht nur darum, dass die Seite am Ende ansprechend aussieht, gut strukturiert ist und wichtige Schaltflächen auffällig hervorgehoben sind. Weil Farbe, ähnlich wie Geruch oder Geschmack, die Sinne berührt und Gefühle auslöst, erregt ein farblich gut gestaltetes Webdesign die Aufmerksamkeit der User. Bestenfalls animiert eine geschickt gewählte Farbkombination zu Aktionen, hilft bei Entscheidungen und bleibt im Gedächtnis. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit einigen wichtigen Grundlagen der Farbpsychologie. Er vermittelt wertvolle Tipps, wie Sie sich Farben bei der Gestaltung Ihres Internetauftrittes gewinnbringend zunutze machen können.
Farbpsychologie und die richtige Farbe
Was Kleinunternehmen von den Großen lernen können
Ehe wir in die Farbpsychologie einsteigen, werfen wir einen Blick auf zwei moderne Markenunternehmen, die ohne „ihre“ Farben niemals so groß geworden wären. Stellen Sie sich eine braune Nivea-Dose vor, oder grüne Etiketten auf Coca-Cola-Flaschen. In beiden Fällen transportiert die gewählte Farbe seit Jahrzehnten Emotionen. Sie entwickelte sich somit zum Markenzeichen und löst nach wie vor Millionen Kaufimpulse täglich aus. Nach dem Motto: „Das Auge kauft mit“ bestimmt nicht allein der Verstand den Kaufentscheid, es ist auch jede Menge Gefühl mit im Spiel. Diese Regel trifft auf alle Marketinginstrumente zu, die mit dem jeweiligen Produkt im Zusammenhang stehen, einschließlich der Webseite.
Grundsätze der Farbpsychologie
Im Laufe der Evolution haben Tiere gelernt, essbare von giftiger Nahrung anhand von Farben zu unterscheiden. Zur Tarnung vor Fressfeinden oder bei der Suche nach paarungswilligen Artgenossen ist es ebenfalls von Vorteil, wenn sie verschiedene Farben und ihre Bedeutung unterscheiden können.
Moderne Menschen müssen innerhalb kurzer Zeit eine noch größere Menge an Informationen sammeln, sortieren und bewerten als beispielsweise ihre behaarten Verwandten, die Primaten. Trotz wachsender Technisierung helfen ihnen dabei Farben, indem sie wichtige Assoziationen vermitteln. Natürlich bringt eine unglückliche Farbwahl beim Webdesign niemanden um. Ein Missgriff kann beim Betrachter jedoch Reaktionen hervorrufen, die der Webseitenbetreiber nicht wünscht.
Die Bedeutung der Farben
Laut Farbpsychologie lösen bestimmte Farben bestimmte Assoziationen aus. Um Ihnen einen ersten Eindruck über die Wirkung der Farben zu vermitteln, sind die wichtigsten Grundfarben, deren Bedeutung sowie bekannte Marken, die die jeweiligen Farben nutzen, aufgelistet:
Rot: In der Natur bedeutet Rot häufig Gefahr. Rot zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Rot ist die Liebe. Rottöne verbreiten tendenziell fröhliche Stimmung. Coca Cola, Red Bull, Beate Uhse
Gelb: Warme Gelbtöne stehen für Sonne, Licht, Wärme, Freude, Lebendigkeit, Dynamik und Energie. Gelb kann Signalwirkung haben (Gelbe Karte beim Fußball, Gefahrguttransport). Shell, Good Year, IKEA
Blau: Diese Farbe vermittelt gemäß Farbpsychologie Vertrauen und stimmt tendenziell ruhig. Wie der blaue Himmel oder das blaue Meer steht Blau auch für Reinheit und Frische. Nivea, American Express, Oral-B
Grün: Gern genutzt für ökologische Themen oder Produkte vermittelt Grün Natürlichkeit, Jugendlichkeit, Frische und Leichtigkeit. Grün ist die Farbe der Hoffnung. Vaillant, Lacoste, Starbucks
Grau: Wenn sie klug eingesetzt wird, vermittelt diese Farbe sachliche Kompetenz und Klarheit. Gerade für Logos und Webseiten technischer Erzeugnisse, wie Kraftfahrzeuge wird Grau gerne gewählt. Mercedes-Benz, Opel, Apple
Schwarz: Je nach Bezug kann Schwarz Tod, Verlust, Trauer oder Stärke, Status, Funktionalität, Luxus und Eleganz assoziieren. Bestattungsunternehmen, Montblanc, Lamborghini
Aber Achtung! Die genannten Bedeutungen gelten vorrangig in der westlichen Welt. In anderen Kulturen können sie eine komplett andere Bedeutung haben. Falls Sie also eine Webseite für ein Unternehmen gestalten möchten, dessen Zielgruppe vorrangig in Asien lebt, dürfen Sie die Regeln der europäischen Farblehre nicht unbesehen übernehmen.
Zielgruppe bestimmen
Ein wichtiger Grundsatz der Farbpsychologie besteht darin, dass die Farbwahrnehmung etwas sehr Individuelles, subjektiv Empfundenes ist. Daher können Sie bei der Gestaltung einer Internetseitete niemals jede einzelne Person berücksichtigen, sondern lediglich eine bestimmte Gruppe. Diese Gruppe von Menschen sollte idealerweise Ihre Zielgruppe sein.
Experten, die sich eingehend mit Wirkung von Farben beschäftigen empfehlen Unternehmen stets, sich erst dann für eine Farbkomposition zu entscheiden, wenn die Zielgruppe feststeht. Dieser Rat gilt nicht nur für die Gestaltung der Webseite, sondern auch das Firmenlogo, die Produktverpackung, sämtliche Werbeträger oder Anzeigen. Um herauszufinden, an wen sich das Produkt oder die Dienstleistung genau richtet und wie die Interessenten ticken, die sich darüber im Internet informieren, lohnt es sich, den bestehenden Markt zu analysieren, soziale Netzwerke zu durchforsten oder Umfragen zu starten. Sofern Sie Ihre Zielgruppe kennen, beantworten Sie sich bitte folgende Fragen:
- Welchen Nutzen/Mehrwert hat mein Produkt oder meine Dienstleistung?
- Welche Botschaft soll meine Webseite vermitteln?
- Was möchte ich mit meinem Internetauftritt genau erreichen? Leads, Aufmerksamkeit, Direktkäufe?
- Gibt es bereits ähnliche Produkte oder Dienstleistungen? Wo befinden sich die Märkte? Wie groß sind sie?
- Bin ich bereit, mein Firmenlogo, Broschüren und mein Werbematerial farblich an meine Webseite anzupassen?
Im Anschluss nutzen Sie die Erfahrungen der Farbpsychologie und verknüpfen diese mit den Regeln der klassischen Farbenlehre. Falls Sie sich unsicher sind, können Sie nach Auswahl der Grundfarbe(n) ein professionelles Tool nutzen, welches Sie bei der Zusammenstellung des passenden Farbschemas unterstützt. Es gibt Tools, die Farben so zusammenstellen, dass sie perfekt zueinander passen, als auch Programme, die Sie beim Extrahieren von Farbzusammenstellungen aus besehenden Webseiten unterstützen.